Heimatverein zu Besuch beim Homo Heidelbergensis
Zwischen Waldelefanten und Bären
Daniel Hartmann betrat am 21. Oktober 1907 wie gewohnt nach getaner Tagesarbeit seine Stammkneipe in Mauer bei Heidelberg und ließ sich zuerst mal zwei oder drei Schnäpse einschenken. Dann meinte er zu Bekannten und Gästen laut: „Ich glaab, isch hab‘ heit de Adam funne!“. Hartmann war als Sandgrubenarbeiter bei Grabarbeiten im Gewann Grafenrain auf Knochenfragmente, vor allem auf Teile eines 600.000 Jahre alten menschlichen Unterkiefers, gestoßen.
Gespannt lauschten 40 Mitglieder und Freunde des Heimatvereins den Ausführungen der versierten Paläantropologin Kristina Eck aus Speyer. Schautafeln zeigten den Fund des etwa 30 Jahre alten Urmenschen: „25 bis 30 Jahre war die Lebenserwartung vor 600.000 Jahren“. Eck erklärte den Unterschied zwischen den Knochen eines (Ur)Menschen und denen eines Affen: Menschen haben z.B. keine großen Eckzähne wie Affen. Affen wiederum verfügen nicht über ein Kinn wie der Mensch. Eine weitere Tafel zeigte den erstaunten Anwesenden, dass z.Zt. des Homo Heidelbergensis eine Neckarschlinge (Arm des Neckars) das Gebiet um Mauer durchzog. Dennoch haben Untersuchungen bestätigt, dass der Heidelbergensis kein „Schwabe“ sondern ein echter Einheimischer war.
Interessant waren die Erläuterungen im Rathaus über die Entwicklung der Menschheit: Die Anfänge lagen nachweislich in Europa, Afrika und Asien. „Alle Menschen tragen übrigens 4 % der DNA der Neandertaler in sich“ wusste die Referentin.
10.000 Tierfossilien-Funde gab es hier in Mauer, unter anderem lebten in diesem Gebiet Waldelefanten, Wollnashörner, Löwen, Säbelzahntiger und Hyänen sowie Bären und Leoparden. Alles was in Vitrinen an Fragmenten gesammelt war, erklärte Kristina Eck ausführlich.
Nächste Station war die ehemalige Klosterkirche in Lobenfeld, in der Pfarrer Günter Schuler deren bewegte Geschichte erklärte. Erbaut um 1145 von Augustiner-Chorherren aus Frankental erlebte das Kloster die Zugehörigkeit zwischen katholischer und protestantischer Kirche, diente als Klostergut oder stand lange Zeit ungenutzt. Romanische und gotische Wandmalerei, Fresken und eine Dickelorgel von 1773 rundeten das historische Bild ab. Bemerkenswert ist das restaurierte Langhaus, das eine architektonische Besonderheit darstellt.
Heute ist das Kloster Lobenfeld ein Geistliches Zentrum der evangeli-schen Landeskirche Baden. Pfarrer Schuler hielt zum Schluss der Begehung ein Bonbon für den Heimatverein Neulußheim parat: „Ein Quadrat in dem auf den Boden am Aus-/Eingang gemeißelten Kreuz ist speziell für den Heimatverein reserviert“, was dem Pfarrer einen besonders starken Beifall einbrachte.
Dem Geist war Genüge getan, nun wollte der Leib sein Recht: im Gasthaus „Kloster“ stärkte man sich für die Auflösung des Preisrätsels. Große Frage: wer hatte sich die geschichtlichen Fragen gemerkt und wer kannte die Neilossemer Ausdrick?
Den 1. Preis ergatterte sich……., über den 2. Platz – ebenfalls ein Gutschein - freute sich Friedrich Schmitt und auf Platz 3 holte sich den Gutschein Herbert Engelhorn. Alle drei wussten was ein „Nischl“ (Nase), „Zigumma“ (Gurke) oder eine „Altleddischi“ (ältere unverheiratete Frau) sind.
Zur allgemeinen Erheiterung trugen auf zwei Blättern notierte Neilossema Werter bei, bei denen jede/r testen konnte: bin ich än Oigfleischde odda brauch isch Nooch-hilf, damit isch oigebirschert werre konn?
Jeder Teilnehmer erhielt eine kleine Süßigkeit als Wegzehrung für den Heimweg. Mit neuen Eindrücken und viel Wissen um die nähere Heimat ging es zurück nach „Neilosse“.
Gisela Jahn