Der Wiener Hof um Maria Theresia
Lebendige Auffrischung des Geschichtsunterrichts vermittelte der Kunsthistoriker Dr. Ralf Richard Wagner bei seinem Vortrag über Maria Theresia. Der Heimatverein hatte eingeladen, hinter die Kulissen des Wiener Hofs des 18. Jahrhunderts zu schauen. Brigitte Koch-Brömmer begrüßte die Gäste.
Kaiser Karl VI. und seine Gemahlin Elisabeth Christine, verloren ihren Sohn und männlichen Thronfolger Leopold, genau wie Tochter Maria Amalie, bereits im frühen Kindesalter durch den Tod. So übernahm die erstgeborene Tochter Maria Theresia nach dem überraschenden Tod ihres Vaters Karl VI. im Jahr 1740 verhältnismäßig unvorbereitet und 23jährig die Regierungsgeschäfte.
Maria Theresia, geboren am 13.5.1717 in der Wiener Hofburg, wurde Königin von Ungarn und Böhmen, Herzogin von Schlesien, der Steiermark, Nieder- und Oberösterreich, Kärnten und Krain. Ihre Kindheit und Jugendzeit durfte sie unbeschwert erleben. Die lebensfrohe und temperamentvolle Erzherzogin nahm unermüdlich an Festen und Maskenbällen teil.
Ihre spätere Aja, die Erzieherin Gräfin Fuchs, förderte die sich anbahnende Zuneigung ihres Schützlings zu Franz Stephan von Lothringen, den sie am 12. Februar 1736 heiratete. Sie liebte ihren Mann Franz Stephan und ihre sechzehn Kinder sehr, beanspruchte zu Hause und im Staat jedoch das letzte Wort.
Sie verließ sich auf ihren gesunden Menschenverstand, mit dem sie ihren Staat führte und sich gegen ihre Feinde behauptete.
Politisch hatte es die Herrscherin nicht leicht: Die anverwandten Kurfürsten von Bayern und Sachsen stellten unmittelbar nach Maria Theresias Amtsantritt Ansprüche auf das österreichische Erbe. Im Norden drohte Friedrich II., König von Preußen, und forderte das Herzogtum Schlesien ein. Der Vorstoß Bayerns - unterstützt von französischen Truppen - Sachsens und Spaniens löste den Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-48) aus. Die junge und hübsche Maria Theresia gewann jedoch die Unterstützung der Ungarn und vertrieb durch ein ungarisches Truppenkontingent die Bayern aus Oberösterreich.
Dr. Ralf Wagner schilderte das private wie politische Leben der Monarchin, die konfliktreiche Zeit mit ihrem Sohn Joseph und zeigte den Interessierten anhand einer reichhaltigen Diaauswahl anschau-lich das Leben am Wiener Hof.
Maria Theresias starb nach 40jähriger Regierungszeit am 29. November 1780 und ruht neben ihrem geliebten Ehemann Franz I. Stephan in einem Doppel-Sarkophag in der Wiener Kapuzinergruft. Ihr politischer Widersacher, Preußen-könig Friedrich der Große, schrieb ein Jahr nach dem Tod Maria Theresias: „Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht. Ich habe mit ihr Krieg geführt, aber ich war nie ihr Feind“.
Für den gut fundierten Vortrag erhielt Dr. Ralf Wagner viel Beifall und aus der Hand der Vorsitzenden ein hübsches Blumengebinde.
Gisela Jahn